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Strategische Abhängigkeiten


Deutschland sollte die strategischen Abhängigkeiten seiner Volkswirtschaft und Bürger von digitalen Dokumentformaten, Software bestimmter Hersteller, Suchmachinen usw. erfassen und koordinierte Strategien zur Überwindung von Abhängigkeiten entwickeln, durchaus analog zur Energie- und Rohstoffsicherheit.

Beispiel: Vor 15 Jahren hatten wir eine strategische Abhängigkeit von einem einzigen Webbrowser, der dann erst später durch Wettbewerb aufgebrochen wurde. In einer solchen Situation haben die Regierungen weitgehend untätig zugeschaut, anstatt den gefährlichen Flaschenhals durch strategische Investitionen in den Wettbewerb und marktfördernde Regulierung zu öffnen. Nicht immer kann der Marktdynamik eine Lösung überlassen werden, deren Fehlen sich kostentreibend und sicherheitsgefährdend für die gesamte Volkswirtschaft auswirkt.


Diskussionen

  • FDA ist dafür
    +1

    Da müsste man natürlich erst einmal eruieren, was unsere strategischen Abhängigkeiten sind, in die wir da geraten sind.

    Ich finde das Beispiel mit dem Browser gut, die Vorstellung, dass Microsoft oder Netscape allein über ihre Software den Zugang zum Web kontrollieren, ist ja heute absurd, aber so sah die Realität um 2000 aus. Heute haben wir diese Situation bei den Suchmaschinen, da gibt es nur Bing und Google.

    Da die Herausforderer zu stärken ist total sinnvoll, vor allem zu überlegen, was es uns als führende Volkswirtschaft Wert ist, uns aus einer bestimmten Abhängigkeit zu lösen. Also was Microsoft Office angeht, denke ich, ist es wirklich langsam mal Zeit für Taten. Da werden Milliardenbeträge des Steuerzahlers für Lizenzen aus dem Fenster geworfen, während man mit einem Bruchteil Investment mehr Wettbewerbsdruck schaffen könnte und damit zu einer kräftigen Preisreduktion bzgl. Lizenzwucher kommen.

    Wir haben es ja bei Browsern gesehen, heute unterstützt jeder Browser brav die Webstandards, weil inzwischen der Wettbewerb da ist. Das allerdings nur, weil Google den Firefox alimentierte und Apple KHTML zu Webkit aufbaute, was heute in Chrome, Safari und so weiter steckt.

  • MrProcess ist dagegen
    0

    Das geschilderte Problem (strategische Abhängigkeit von einem Browser) ist nur für jemand akzeptierbar der vor 15 Jahren die tatsächliche Situation nicht selbst erleben konnte und daher unpräziser mündlicher Überlieferung glauben muss. Als Beispiel musste jemand der vor 18 Jahren ins Internet wollte, einen TCP/IP Stack installieren (und beherrschen) und neben Gopher, FTP, diversen anderen Programmen einen Browser installieren. Mit dem Einzug von Windows 95 im PC Bereich entfiel der ganze Aufwand des TCP/IP Stacks und die Programmierergruppe des gängigen Stacks seiner Zeit wurde über Nacht arbeitslos. Diese Situation hat nie jemand öffentlich bedauert. Bedauert wurden nur dass der schlechteste Browser seiner Zeit einen weiteren Konkurrenten erhielt.

    Ausserdem findet sich in der vorgeschlagenen Lösung die Annahme dass die Regierung für strategische Investitionen in den Wettbewerb und marktfördernde Regulierung zuständig wäre. Das ist so absurd wie die Annahme die Regierung/der Staat soll die Gema übernehmen oder eine Konkurrenz zu iTunes aufbauen.

    • Da muss ich Ihnen widersprechen. Aus streng ordoliberaler Sicht ist die Herbeiführung des Wettbewerbs fast die einzige Aufgabe des Staates. Ordoliberalismus entspricht der deutschen Tradition. Die wirtschaftspolitische Praxis ist natürlich nicht immer so "ideal" ordoliberal wie es der Vorschlag ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Ordoliberalismus

      Im übrigen ist auch die marktschöpferische Funktion des Staates seit dem Mittelalter zentral für seine Aufgaben. Gemeinden organisieren bis heute Wochenmärkte auf den öffentlichen Plätzen. Es ist durchaus denkbar, den Markt für digitale Musik öffentlich zu bereiten. Langfristig wäre es sicherlich nicht hinnehmbar, wenn nur eine einzige Firma mit Musik handeln dürfte, und durch Dateiformate und Docking-Schnittstellen ihre eigene Hardware (iPods etc) bevorzuge.

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