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Offene Standardisierung


Ziele: - Bevorzugung von offenen Standards in Gesetzen und staatlichen Projekten - Vorschrift von Royalty-Free (Paten-)Lizenzmodellen in allen Standards, die in Gesetze und Projekte Eingang finden. - Förderung von freien Standardisierungsgremien

Begründung: Standardisierung geschieht heute in erster Linie in schwerfälligen, bürokratisch überladenen und strikt geschlossenen Gremien wie dem DIN, der ITU, ETSI, oder der ISO. Deren Arbeit findet nicht nur im Geheimen statt, auch die Ergebnisse (Standards) sind nicht öffentlich verfügbar sondern müssen zu (meist für den Bürger prohibitiven) Preisen erworben werden. In vielen Fällen sind in den Standards darüber hinaus patentierte Verfahren und Technologien festgeschrieben, für die Unternehmen beim Einsatz des Standards hohe Patentgebühren entrichten müssen. Durch die Aufnahme von solchen Standards in Gesetzen und Patenten wird diesem - aus meiner Sicht - falschen Standardisierungsmodell Vorschub geleistet.

Freie Standardisierungsgremien wie OASIS Open oder das W3C zeigen, dass es auch anders geht. Insbesondere das W3C führt nicht nur mustergültig vor, die Standardisierung in und mit der Öffentlichkeit aussehen kann, es zeigt mit seiner Patent Policy [1] auch, wie Hersteller sich im Rahmen von Standardisierung sehr wohl zur pauschalen Vergabe von Royalty-Free Patentlizenzen bewegen lassen, so dass wirklich jedermann die fertigen Standards nutzen kann. Dabei haben sich in den turbulenten ersten 20 Jahren des World Wide Web keine Standards als so stabil herausgestellt wie die des W3C; von Qualitätsproblemen bei der Standardisierung kann also keine Rede sein.

Das Ziel des Vorschlags ist, die offene Standardisierung gezielt zu fördern und sie auf möglichst viele Bereiche auszuweiten, um Firmen und Bürgern den Zugang zu Standards zu erleichtern und damit neue Entwicklungsanreizte zu schaffen, statt diese durch geschlossene Standards zu verhindern. Insbesondere sollen deshalb im staatlichen Handeln offen erarbeitete Standards regelmäßig gegenüber geschlossenen Standards bevorzugt werden. Die Übernahme von offenen Standards in gesetzliche Vorschriften (z.B. durch qualifizierte Übersetzungen) sollte erleichtert werden.

[1] http://www.w3.org/Consortium/Patent-Policy-20040205/


Diskussionen

  • ujo ist dafür
    +2

    Standards sind für die Interoperabilität des Internets nicht nur unerlässlich, sie sichern auch den freien Wettbewerb für Hard- und Softwarehersteller. Wie gut offene Standardisierung funktionieren kann zeigt das schon erwähnte IETF, ohne dessen Arbeit es kein funktionierendes Internet in der bekannten Form geben würde. Offene Standards sind die Werkzeuge gleschlossenen Systemen zu begegnen.

  • Martin Stiemerling ist dafür
    +2

    In der Diskussion fehlt auch die IETF (http://www.ietf.org/) als offenes Gremium der Standardisierung. Die IETF ist zuständig für sehr viele Protokolle im Internet, darunter HTTP, SMTP, IMAP, TCP, BGP (routing), jabber (xmpp), etc.

    Der erste Abschnitt ist nicht richtig, da ein sehr grosser Teil der Standardisierung ausserhalb der traditionellen Gremien wie DIN, ITU, ETSI, ISO, etc passiert. W3C, IETF, etc sind da sehr gute Beispiele.

    • Ergänzende Infos:

      DIN und ISO arbeiten nicht im Geheimen, jeder kann Mitglied in den Normungsgremien werden (aus der öffentlichen Hand heraus ohne Gebühren, aus der Privatwirtschaft heraus zu ca. 1000 EUR pro Jahr, z.T. ist eine Entsendung im Namen einer Organisation/Interessenvertretung ohne Zusatzkosten möglich, zum Kennenlernen gibt es mitunter ein Jahr lang eine Gästestatus ohne Gebühren). Entscheidungen erfolgen nach demokratischen Prinzipen, und die Entscheidngen selbst sind sehr gut dokumentiert und nachvollziehbar. Die Standards kosten in der Tat Geld, können aber auch beim DIN oder einigen Bibliotheken kostenlos eingesehen werden (ja ich weiss - das ist in der heutigen Zeit als ein anachronistischer Ansatz zu betrachten...).

      Eine Mitgliedschaft im W3C z.B. kostet vergleichsweise viel Geld (7800 bis 68000 EUR für Organisationen in Deutschland). Es wird im W3C zwar ein sehr öffentlicher Umgang mit zu entwickelnden Dokumenten gepflegt, die Entscheidungen sind aber weder demokratisch noch transparent.

      Insgesamt ist aber in der Tat zu fordern, dass Standardisierung - egal wo - möglichst offen, transparent und demokratisch durchzuführen ist. Wo immer möglich, sollten entsprechende offeene Standards bevorzugt eingesetzt werdne und ggf. auch deren Einhaltung Pflicht sein.

      Größtes Hindernis ist aber (ich bin selbst seit 12 Jahren in der Normung auf nationaler und internationaler Ebene aktiv), dass sehr wenige Personen und Organisationen geneigt sind, sich aktiv in die Normung einzubringen, egal ob die Mitwirkung Geld kostet oder nicht. Und aus 12 Jahren Normung kann ich auch sagen, dass Normung ziemlich anstregend und mit viel Arbeit verbunden ist (aber auch viel dabei heraus kommt, wenn man längerfristig denken kann...).

      Denen, die es ernst meinen, sei als erster Schritt empfohlen, sich aktiv in relevante Normungsaktivitäten einzubringen - das bringt mehr als Aktionismus oder Rumjammern.

  • FDA ist dafür
    +1

    Ich finde, man sollte auch gezielt für den Kapazitätsaufbau sorgen, dass heisst die Vertretung deutscher Unternehmen und Behörden in Offenen Standardgremien anregen.

    Bzgl. Standardisierung sollten die Schlüsse aus dem Debakel um OOXML bei der DIN gezogen werden.

  • MrProcess ist dagegen
    0

    Wenn wir den Versuch machen Problem und Lösung voneinander zu trennen (da ja das eine auf dem anderen aufbaut) und zunächst nur das Problem anschauen, dann suggeriert dieser Vorschlag als Problem

    • Standardisierung ist schwerfällig
    • Standardisierung ist bürokratisch
    • Standardisierung ist überladenen
    • Standardisierung geschieht durch geschlossene Gremien
    • Standardisierung findet im Geheimen statt
    • Standards sind nicht öffentlich verfügbar

    dann sehe ich nicht dass auch nur eines der Problemfelder wirklich belegbar oder wahr oder wirklich zutreffend wäre. Ja, wie man an der Arbeit des W3C sehr gut sehen kann ist Standardisierungsarbeit, oder generell die Arbeit viele Meinungen unter ein Dach zu bekommen, verdammt harte Knochenarbeit.

    Insofern erübrigt sich für mich die weitere Folgediskussion einer möglichen Lösung solange die Problemlage nicht deutlich klarer vorliegt.

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